Die Anregung zum Bau eines Denkmals, das an Kaiser Wilhelm (I.) erinnern sollte, ging vom Tegeler Kriegerverein aus. Die hierfür erforderlichen finanziellen Mittel brachten die Einwohnerschaft und die im Ort ansässigen Firmen auf.
Die Grundsteinlegung auf der Dorfaue (etwa in Höhe der einstigen Krummen Linde) erfolgte am 22.3.1897, also an jenem Tag, an dem Kaiser Wilhelm der Große, wie er damals genannt wurde, seinen 100. Geburtstag begangen hätte. Am Sonntag, dem 21.3.1897, begann um 10 Uhr ein Festgottesdienst, dem abends um 7.30 Uhr eine allgemeine Illumination folgte. Um 8 Uhr wurde ein Zapfenstreich mit Fackelzug dargeboten. Der Folgetag, also der Tag der Grundsteinlegung, begann um 6 Uhr in der Frühe mit einer Reveille (Weckruf). Um 10 Uhr sammelten sich die Festteilnehmer, um 11 Uhr begann die eigentliche Feier. Die Festrede hielt Amts- und Gemeindevorsteher Brunow, gefolgt von der Weihepredigt Pfarrers Suttkus‘. Der Gesang »Heil Dir im Siegerkranz« durfte natürlich nicht fehlen.
Um 7.00 Uhr abends war Beginn der allgemeinen Festfeier mit Damen (!), während Kinder unter 14 Jahren nicht zugelassen waren. Als Lokalitäten waren die Gaststätten von Ewest, Gley und Klippenstein vorgesehen. Der Eintritt kostete 20 Pfennig. Die Feierlichkeiten schlossen am Dienstag, dem 23.3.1897, um 19.00 Uhr mit einer öff entlichen Schulfeier ab, die im Lokal von Ewest stattfand.
Fast ein halbes Jahr später, am 13.9.1897, fand dann die feierliche Enthüllung des Denkmals statt. Hieran nahmen neben der Gemeinde und Ortsbehörde Landrat von Waldow, die Oberhofmeisterin der Kaiserin, Gräfin von Brocksdorf, und Frau Hofmarschall von Heinz teil. 36 Ehrenjungfrauen »verschönten« das Fest. Amtsvorsteher Brunow hielt die Festrede und gab dann das Zeichen zur Enthüllung des Denkmals. Nach der Weihepredigt von Pfarrer Suttkus wurde das Denkmal durch Brunow an den Kriegerverein übergeben. Der Vorsitzende des Vereins, Probst, dankte allen Förderern in einer »kernigen« Ansprache.
Das Standbild Kaiser Wilhelms hatte eine Höhe von 2,60 m, ging auf einen Entwurf des Bildhauers Bärwald zurück und entstand in der Bronzegießerei von Gladenbeck & Sohn (Friedrichshagen) zu einem Preis von 7 614 Mark. Es fand Aufstellung auf einem 3,15 m hohen Postament aus poliertem rotem schwedischem Granit. Darunter war ein doppelter Stufensockel aus blauem gestocktem Granit. Das Postament zierten seitlich Reliefbilder des Fürsten Bismarck und des Grafen Moltke, während die Vorderseite die von einem Lorbeerkranz umgebene Inschrift Kaiser Wilhelm dem Großen trug. Die Gesamtkosten des Denkmals lagen bei rund 12 600 Mark.
Während nach dem Ersten Weltkrieg in vielen Orten (z. B. in Reinickendorf) die Kaiser-Wilhelm-Denkmale gestürzt wurden, geschah dies in Tegel (noch) nicht. Nach einer Ansichtskarte aus der Zeit um 1936 war das Denkmal weiter vorhanden. Wann genau es entfernt wurde, ist bisher nicht bekannt. Etwa an derselben Stelle erinnert seit 31.5.1989 ein Denkmal an den Chronisten von Tegel, August Wietholz.
Gerhard Völzmann