Hier waren früher zwei Grundstücke:
Das Grundstück Nr. 96 gehörte 1870 dem Stellmachermeister C. G. Paulentz, der hier um diese Zeit ein weit von der Straße zurückgesetztes kleines eingeschossiges Wohnhaus und ein hinter diesem gelegenes Stallgebäude errichten ließ.
1888 ließ er im bisherigen Vorgarten an der Straße ein zusätzliches zweigeschossiges siebenachsiges Wohnhaus mit zwei Läden im Erdgeschoss durch den Spandauer Maurermeister Schüler erbauen. Die beiden Giebelmauern verliefen entsprechend dem Zuschnitt der Parzelle schiefwinkelig zur Straße.
Das Adressbuch von 1898 bezeichnet den Eigentümer H. Sturm als Barbier, das von 1913 als Fleischbeschauer. Er betrieb in dem links gelegenen Laden seinen Friseursalon. 1913 wird als Mieter die Tischlerei M. Bacher, 1913 der Konfitüren- und Zuckerwarenladen von A. Sturm und die Obstwarenhandlung W. Schwabe genannt.
1921 ließ Anna Hentschel am rechten Giebel eine Reklame für ihr im hause rechts befindliches Fisch-Räucherwarengeschäft anbringen.
1929 betrieb der Erbe Walter Sturm das Friseurgeschäft.
Im Frühjahr 1965 wurden die Baulichkeiten abgebrochen.
Das nördlich angrenzende einstige Ackergrundstück Berliner Straße 97 gehörte um 1870 dem Bauern August Müller (Alt-Tegel 38). 1875 ließ er an der linken Grundstücksgrenze ein zweigeschossiges Seitenwohnhaus mit angebautem Stall erbauen, das auch noch nach 1900 dem Eigentümer des Müllerschen Bauernhofs, Paul Müller, gehörte.
1920 errichtete der Mieter, das Bildhauerunternehmen Kind & Wipperfürth (Werkstätten für Friedhofskunst), an der rechten Grundstücksgrenze einen von der Straße zurückgesetzen Werkstattschuppen. Diesen nutzte 1926 Leo Genz, Steinmetz- und Grabdenkmalgeschäft.
1930 befand sich im Laden des Seitenwohnhauses die „Tegeler Großwäscherei“.
1932 wurde vor das Seitenwohnhaus ein bis an den Gehweg vorgezognener zweigeschossiger Trakt gesetzt. In dem vergrößerten Laden befand sich nun das Fahrrad- und Motorradgeschäft von Max Hirsch.
Die Baulichkeiten wurden 1967 abgebrochen.
Das jetzige viergeschossige Wohn- und Geschäftshaus Berliner Straße 96-97 ließ 1967 die „Otto Reichelt GmbH“ in Zusammenarbeit mit der „Trockeneis-Vertrieb Ludwigshafen GmbH & Co“ nach Entwurf des Architekten Alexander Au (Mannheim) errichten. Im Erdgeschoss zog eine „Reichelt“-Lebensmittelfiliale ein, die noch heute besteht (2010).
K. Schlickeiser