Grußdorfstraße 1-2

Das viergeschossige Eck-Mietwohnhaus, das auch den Hausaufgang Buddestr. 13 umfasst, errichtete 1901 der Tegeler Bauunternehmer Hermann Valtink auf einer ihm gehörenden Bauparzelle. Das Erdgeschoss an der Ecke vermietete er an den Gastwirt Wilhelm Trapp, der hier „Trapps Festsäle“ eröffnete. Zu diesen gehörte ein großer Fest- und Tanzsaal an der Buddestraße, dessen inzwischen zugemauerte Bogenfenster dort noch heute sichtbar sind.
Es bestanden eine Kegelbahn und ein Musikpavillon.
Das Adressbuch von 1913 führt Valtink weiter als Eigentümer auf, nennt aber den Gastwirt Max Gamm als Inhaber der „Festsäle“. Im Hause war die Ortskrankenkasse für Tegel und Umgebung ansässig.
Der Betrieb der „Festsäle“ wurde bei Kriegsbeginn 1914 eingestellt. Der Eigentümer Joschek ließ 1928 den Turmaufbau auf dem Hausdach an der Straßenecke wegen Baufälligkeit abtragen. 1958 wurde der Fassadenstuck entfernt, und die Fassaden und die Balkone wurden neu gestaltet, also glatt verputzt.

Das Kino „Filmpalast Tegel“

1919 ließ Fritz Joschek, der das Eckhaus Grußdorfstraße 1-2 zu Eigentum erworben hatte, den im Gebäudeflügel an der Buddestraße gelegenen früheren Festsaal des Restaurants „Trapps Festsäle“ in ein Lichtspieltheater umbauen. Sein Kino hatte im Parkett 456 Sitz- und 62 Stehplätze sowie im Rang mit Balkonen weitere 155 Sitzplätze, war also im Verhältnis zu den bisherigen Tegeler Kinos ein Großbetrieb. Die Bauabnahme seines „Filmpalastes Tegel“ fand am 5. November 1919 statt.
1932 ließ Joschek eine neue Parkettbestuhlung aufstellen, so dass das Kino nun insgesamt über 548 Sitzplätze verfügte. Der Eingang zum Kino lag in der einstigen Hofdurchfahrt des Gebäudeflügels in der Grußdorfstraße unmittelbar neben dem Postgebäude. Die Besucher gelangten durch einen im Hof errichteten Foyer-Anbau zum Zuschauersaal und verließen diesen durch den Ausgang in der Buddestraße.
1965 schlossen die Eigentümer H. Körber und Klaus Runge das Kino und ließen den Saal zu einem Discount-Selbstbedienungsladen umbauen. Das „Tegeler Discount-Center“ war schon 1962 in den Vorraum des Kinos eingezogen. 1979 übernahm ein „Edeka-Markt“ die Räumlichkeiten.

Andere Läden

An der Straßenecke betrieb um 1920 der Wirt Gustav Lewark seine Gaststätte, später „Film-Eck“ genannt, mit Kegelbahn im Keller. Nach 1945 befand sich hier bis 1952 das von der französischen Besatzungsmacht eingerichtete „Foyer Central F.F.A., Le Relais de Tegel“ mit Café und Restaurant für Besatzungsangehörige. Anschließend betrieb nach Aufhebung der Beschlagnahme der Wirt Hermann Hansen die Gaststätte. Seit den 1990er-Jahren hieß diese „Zum Kegel“ und unterhielt zwei automatische Kegelbahnen.
Neben dem Kinoausgang in der Buddestraße bestand 1948/49 die „Wechselstube Tegel“, in der man DM-West in Ost-Mark umtauschen konnte.

Grußdrofstraße 3-4

1900 zog das Postamt in die Grußdorfstraße 3 um. Das hiesige Postgebäude, in dem heute die „Deutsche Post AG“ noch immer ansässig ist, entstand in mehreren Bauabschnitten. Zuerst errichtete der Bauunternehmer Hermann Valtink auf dem ihm gehörenden Grundstück im Jahre 1900 nach Entwurf und Vorgaben der Reichspostverwaltung ein zweigeschossiges kleines Postgebäude. Es handelte sich um den links gelegenen heutigen älteren Gebäudetrakt mit einem adlerbeschmückten Giebelteil und einem anschließenden Teil von vier Fensterachsen Länge. Rechts hiervon bestand bis zur rechts gelegenen Grundstücksgrenze ein Bauwich (freier Zwischenraum) mit der Einfahrt zum Hof.
In diese von der Deutschen Reichspost zuerst gemietete, erst nach 1914 zu Eigentum erworbene Gebäude zog das Postamt Tegel ein, das seit 1901 nicht mehr der Oberpostdirektion Potsdam, sondern derjenigen in Berlin unterstand (Steinwasser, Seite 342). Im Erdgeschoss waren vorhanden: ein Schalterraum für das Publikum, ein Briefträgerraum, die Fernsprechvermittlungsstelle und ein Amtsvorsteherzimmer. An der Gebäuderückseite konnte man in der Packkkammer Pakete aufgeben, nebenan befand sich noch ein Dienstraum. Im (ersten) Obergeschoss bewohnte Amtsvorsteher Meyer eine fünfzimmerige Dienstwohnung.
Schon 1903 überbaute Valtink den Bauwich mit einem zweiten Gebäudeteil, der ebenfalls einen Giebel zur Straße aufwies. Nun gelangte man durch die Toreinfahrt dieses Anbaus auf den Hof.
1913 ließ die Oberpostdirektion Berlin nach einem Entwurf des Postbaurats Karl Buddeberg durch den Tegeler Bauunternehmer Gustav Müller das heute vorhandene zweite Obergeschoss aufsetzen. Die beiderseits gelegenen Giebel erhielten die heutige Form mit den beiden 2,70m hohen Reichsadlern. Durch Umbau erweiterte man die Fernsprechvermittlungsstelle im ersten Obergeschoss, und die Dienstwohnung verlegte man ins zweite Obergeschoss.
Auf dem links anschließenden Grundstück Nr. 4 ließ die Reichspost 1920 das heutige dreigeschossige Gebäude für das „Fernsprechamt Tegel“ nach Entwurf des Postbaurats Dr. Edmund Beisel für 185.000 Mark errichten. In der Mitte des Erdgeschosses befand sich die Durchfahrt zum Hof.
Seit 1928 lautete die Postamtsbezeichnung „Berlin-Tegel 1“, weil in der Siedlung Freie Scholle ein zweites Tegeler Postamt eröffnet wurde.
1962 erhielt das Postamt die Bezeichnung „Berlin 27“.
1971 entstand anstelle einer der Hallen im Hof an der linken Grenze der dreigeschossige Neubau der Fernsprech-Ortsvermittlungsstelle 433/434.
1972-82 erfolgte ein größerer Umbau, währenddessen der Postbetrieb im ersten Obergeschoss des Tegel-Centers abgewickelt wurde. Nun wurde der Eingang im Gebäude Grußdorfstraße 4 geschlossen und im Gebäude Nr. 3 links ein neuer Postamtseingang eingebaut, der zu einer neu eingerichteten Schalterhalle mit neun Schaltern führte. Die Umbaukosten betrugen rund 6,6 Millionen DM. Am 20. August 1982 wurde das neu gestaltete Postamt eröffnet, das seit der Privatisierung der „Deutschen Bundespost“ 1995 „Postfiliale Berlin 27“ der „Deutschen Post AG“ heißt und inzwischen im Inneren wiederum neu gestaltet worden ist. (Darstellung der Postgebäudegeschichte großenteils nach einem Artikel im „Nord-Berliner“ vom 11. Mai 1998).

Grußdorfstraße 5-6

Hier befand sich seit 1951 das Spielwarenfachgeschäft „Der Kindertraum“ in einem kleinen Ladenbau.
Heute steht hier der südliche Gebäudeteil des „Tegel-Centers“ mit dem Laden der Parfümerie Gabriel (2002) sowie der Ein- und Ausfahrt zur Tiefgarage des Tegel-Centers.

Grußdorfstraße 7-8

Das viergeschossige Mietwohnhaus mit gleich hohem Quergebäude errichtete 1902 Hermann Valtink für den Heiligenseer Milchhändler Johann Petrasch. Der Bauherr ließ im selben Jahr eine Molkereianlage hinter dem Quergebäude erbauen. Hier gab es 19 Kuhstandplätze, ferner einen Pferdestall und einen Sterilisationsraum für die erzeugte Kuhmilch.
Das Adressbuch von 1913 nennt hier die Molkerei H. Treger und den neuen Hauseigentümer Zernikow aus der Schlieperstraße.
1926 befand sich im Gebäude Wilhelm Müllers Zeitungsverlag, der den „Berlin-Tegeler Anzeiger“ herausbrachte.
Im ehemaligen Kuhstall war seit Kriegsende 1945 eine Wäscherei untergebracht, die „Wäscherei Baum“. Das Gebäude wurde 1999 bei der Erweiterung des rückseitig angrenzenden „Karstadt“-Kaufhauses abgerissen.

Grußdorfstraße 9-11

siehe Berliner Straße 95

Grußdorfstraße 13

Altbebauung
Der Eigentümer der Parzelle, Richard Wegner, errichtete 1899 eine Wagenremise an der linken hinteren Grundstücksgrenze.
Der nachfolgende Eigentümer, der Schuhmachermeister Friedrich Müller, ließ 1904 ein viergeschossiges Mietwohnhaus durch das Tegeler Baugeschäft Gustav Müller errichten.
Im Erdgeschoss links befand sich anfangs ein Bandagistenladen von Wilhelm Lehmann, in dem man Verbandsstoffe oder orthopädische Stüzmittel erwerben konnte. Im Hause war auch das Baugeschäft des Architekten Max Schimowski ansässig. 1936 wurde das Bandagengeschäft von Emma Stuhrmann, 1939 von Maria Lipp betrieben.
Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zu 96,26 Prozent zerstört.
Um 1949 entstand hier nach Abräumung der Ruine eine flache Ladenzeile mit zwei Läden sowie ein Lagergebäude auf dem Hof. Die Läden wurden von Modegeschäften und zuletzt auch vom „Leistenhaus“ von Niederlich genutzt.
1987 brach man den Flachbau ab.

Jetziges Haus
Das fünfgeschossige Wohnhaus mit zwei Läden im Erdgeschoss und zehn Wohnungen wurde 1988 nach Entwurf des Berliner Architekten Ehrhart Golf erbaut. Hier befinden sich um 2003 ein Friseur und ein Hörgeräte-Laden von Flemming und Klingbeil.

Grußdorfstraße 14

Das viergeschossige Mietwohnhaus mit rechts gelegenem Seitenflügel und Stall ließ der Bäckermeister H. Braun 1902 durch C. Fesch erbauen.
In dem Laden rechts im Erdgeschoss wurden die Backwaren verkauft, die in dem Backofen der im Seitenflügel untergebrachten Bäckerei hergestellt wurden. Das Adressbuch von 1913 nennt hier die Bäckerei C. Hoffereck. In den 1930er-Jahren war hier die Feinbäckerei und Conditorei von Paul Kühn.
In dem links gelegenen Laden war 1913 die Kartoffelgroßhandlung Koll, 1933 das Geschäft „Alles fürs Kind“ von Johann Weier.

Grußdorfstraße 15

Das viergeschossige Mietwohnhaus mit einem rechts gelegenen Seitenflügel und einer Tischlerwerkstatt auf dem Hof errichtete 1904 der Bauunternehmer Hermann Valtink auf seiner eigenen Parzelle. Das Adressbuch von 1913 nennt den „Konsum-Verein Tegel und Umgebung eGmbH“ als Grundstückseigentümer. Dieser ließ im selben Jahr die Werkstatt abreißen und den Seitenflügel viergeschossig verlängern. Der „Konsum“ unterhielt hier eine Fleischabgabestelle. 1960 befand sich im linken Laden das Geschäft „Kindertraum“ (noch 2003).

Grußdorfstraße 16

Das viergeschossige Mietwohnhaus mit links gelegenem Seitenflügel ließ Zimmermeister Wilhelm Blümke 1904 durch Hermann Valtink erbauen. Das Adressbuch von 1913 nennt hier den Tabakwarenladen J. Beierle. Spätere Ladeninhaber waren: Parfümerie Otto Wieland (1953), Friseursalon Dorit Kleinkamp (1955), Schuhreparaturen (bis 1980), Spielautomatenbetrieb (seit 1980), „Guaschkanone“, Imbisstube (1986), „Life-Jeans“ (1991), später „Becker-Mode“ (2003).

Grußdorfstraße 17

Bauherr des 1903 errichteten viergeschossigen Mietwohnhaus war der Maurermeister Fritz Kleinfeld, der den Bau selbst ausführte und der auch Stadtverordneter in Spandau war.
1919 war im Hause die Wasch- und Plättanstalt von Schley.
An Ladenbesitzern werden gemeldet: Konfektionsgeschäft Adolf Schroepp (1926), Textilgeschäft Behrens (1948), Wäschehaus Schramm (1950), Schuh-Schnellreparatur und Orthopädie Erich Potrykus (1962), später „Mapo-Schuhe“ (1980).
Seit 1195 war hier die Tegeler Bücherstube ansässig (vgl. Grußdorfstraße 18).
Links vom Hauseingang befand sich ein Herrenausstattungsgeschäft (1983).

Grußdorfstraße 18

Auch dieses dem Nachbargebäude Nr. 17 gleichende viergeschossige Mietwohnhaus mit einem links gelegenen Seitenflügel errichtete 1903 Fritz Kleinfeld. Folgende Geschäfte sind zu erwähnen: Eissalon sowie Schokoladen. Und Pralinenhandlung von Marie Potthoff (1927), Möbelhandlung von Wilhelm Rasch (1947), Parfümerie Charlotte Voß (1951), Schokoladengeschäft Werner Hartung (1951), „DeWo“ Schnellreinigung (1961).
Um 2003 waren hier die „Kastanienhof-Apotheke“ (links) und der Laden „Computertechnik“ von Thomas Zanner. Die Apotheke bestand 2008 nicht mehr.
Hier befindet sich die „Tegeler Bücherstube“ seit November 2009.

Grußdorfstraße 19

Das viergeschossige Eck-Mietwohnhaus errichtete der Bauunternehmer Hermann Valtink 1908 auf eigener Parzelle.
Zu erwähnen sind folgende Geschäfte: Kolonialwaren (1911), Wäsche-Rollstube (1914), Feinkostgeschäft Anton Krane (1924), Polsterergeschäft Adolf Wilkens (1927), Deutsches Reisebüro, Gustav Winter (1948), Tabakwaren H. Perstorf (1954), Fahrschule W. Diener (1956, später Dieter Schuhmacher), Weinkeller Tegel, Elfriede Beumann (1966), Woll-Christl (1970, noch 2003), Videothek (1980).