1900 zog das Postamt in die Grußdorfstraße 3 um. Das hiesige Postgebäude, in dem heute die „Deutsche Post AG“ noch immer ansässig ist, entstand in mehreren Bauabschnitten. Zuerst errichtete der Bauunternehmer Hermann Valtink auf dem ihm gehörenden Grundstück im Jahre 1900 nach Entwurf und Vorgaben der Reichspostverwaltung ein zweigeschossiges kleines Postgebäude. Es handelte sich um den links gelegenen heutigen älteren Gebäudetrakt mit einem adlerbeschmückten Giebelteil und einem anschließenden Teil von vier Fensterachsen Länge. Rechts hiervon bestand bis zur rechts gelegenen Grundstücksgrenze ein Bauwich (freier Zwischenraum) mit der Einfahrt zum Hof.
In diese von der Deutschen Reichspost zuerst gemietete, erst nach 1914 zu Eigentum erworbene Gebäude zog das Postamt Tegel ein, das seit 1901 nicht mehr der Oberpostdirektion Potsdam, sondern derjenigen in Berlin unterstand (Steinwasser, Seite 342). Im Erdgeschoss waren vorhanden: ein Schalterraum für das Publikum, ein Briefträgerraum, die Fernsprechvermittlungsstelle und ein Amtsvorsteherzimmer. An der Gebäuderückseite konnte man in der Packkkammer Pakete aufgeben, nebenan befand sich noch ein Dienstraum. Im (ersten) Obergeschoss bewohnte Amtsvorsteher Meyer eine fünfzimmerige Dienstwohnung.
Schon 1903 überbaute Valtink den Bauwich mit einem zweiten Gebäudeteil, der ebenfalls einen Giebel zur Straße aufwies. Nun gelangte man durch die Toreinfahrt dieses Anbaus auf den Hof.
1913 ließ die Oberpostdirektion Berlin nach einem Entwurf des Postbaurats Karl Buddeberg durch den Tegeler Bauunternehmer Gustav Müller das heute vorhandene zweite Obergeschoss aufsetzen. Die beiderseits gelegenen Giebel erhielten die heutige Form mit den beiden 2,70m hohen Reichsadlern. Durch Umbau erweiterte man die Fernsprechvermittlungsstelle im ersten Obergeschoss, und die Dienstwohnung verlegte man ins zweite Obergeschoss.
Auf dem links anschließenden Grundstück Nr. 4 ließ die Reichspost 1920 das heutige dreigeschossige Gebäude für das „Fernsprechamt Tegel“ nach Entwurf des Postbaurats Dr. Edmund Beisel für 185.000 Mark errichten. In der Mitte des Erdgeschosses befand sich die Durchfahrt zum Hof.
Seit 1928 lautete die Postamtsbezeichnung „Berlin-Tegel 1“, weil in der Siedlung Freie Scholle ein zweites Tegeler Postamt eröffnet wurde.
1962 erhielt das Postamt die Bezeichnung „Berlin 27“.
1971 entstand anstelle einer der Hallen im Hof an der linken Grenze der dreigeschossige Neubau der Fernsprech-Ortsvermittlungsstelle 433/434.
1972-82 erfolgte ein größerer Umbau, währenddessen der Postbetrieb im ersten Obergeschoss des Tegel-Centers abgewickelt wurde. Nun wurde der Eingang im Gebäude Grußdorfstraße 4 geschlossen und im Gebäude Nr. 3 links ein neuer Postamtseingang eingebaut, der zu einer neu eingerichteten Schalterhalle mit neun Schaltern führte. Die Umbaukosten betrugen rund 6,6 Millionen DM. Am 20. August 1982 wurde das neu gestaltete Postamt eröffnet, das seit der Privatisierung der „Deutschen Bundespost“ 1995 „Postfiliale Berlin 27“ der „Deutschen Post AG“ heißt und inzwischen im Inneren wiederum neu gestaltet worden ist. (Darstellung der Postgebäudegeschichte großenteils nach einem Artikel im „Nord-Berliner“ vom 11. Mai 1998).
K. Schlickeiser
- Post – Bahnhof
- Bahnhofstr. mit Post und Bahnhof
- Postamt Tegel
- Wiedereröffnung Postamt 1982
- Postamt Tegel Grußdorfstraße