Das Gebiet der ehemaligen Gemeindeheide zwischen der Bernauer Straße – mit Ausnahme des unmittelbar an die Straße grenzenden Geländestreifens – und der Jungfernheide erwarb – bis auf zwei für öff entliche Zwecke vorbehaltene größere Landstücke – um 1930 die „Groß-Berliner Boden und Bau GmbH“ (Berlin W 57, Bülowstraße 97). Sie parzellierte dieses von ihr „Siedlung Waldidyll“ genannte Land gemäß einem Aufteilungsplan des Berliner Architekten Dr. Ing. h.c. Steinmetz und stellte die Parzellen 1932 zum Verkauf. Die Berliner Stadtverwaltung kam den Bauinteressenten dadurch entgegen, dass ausnahmsweise die sofortige Bauerlaubnis auch dann erteilt wurde, wenn die Parzelle mehr als 200 m von einer gepflasterten Straße entfernt lag, was für weitaus die meisten Parzellen zutraf, denn damals war nur die Bernauer Straße gepfl astert. Die neu abgesteckten Siedlungsstraßen blieben noch jahrzehntelang Sandwege. Wegen der sofortigen Bauerlaubnis war fast die Hälfte der Parzellen in etwa zwei Wochen an Interessenten verkauft. Trotz der infolge der Weltwirtschaftskrise von 1929 noch immer ungünstigen Wirtschaftslage wurden bereits 1932 die ersten Bauanträge beim Bezirksamt Reinickendorf gestellt. So wurden viele der etwa 800 Parzellen von 550 bis 1.200 m2 Größe schnell mit Einfamilienhäusern oder wenigstens Sommerlauben bebaut.
Die zumeist mit Nummern versehenen Straßen erhielten mit Wirkung vom 11. März 1937 ihre heutigen Namen nach Orten bzw. Örtlichkeiten in der damaligen preußischen Provinz Westfalen; nur der Ort Betzdorf des Betzdorfer Pfades liegt nicht in dieser Provinz. Ein großer Teil der Straßen wurde erst 1964 ausgebaut.
Auf einige Straßen soll näher eingegangen werden:
Ascheberger Weg: Dieser findet sich als „Straße an den Freiheiten“ auf einer Landkarte von 1909 östlich des heutigen Kamener Wegs eingezeichnet. Der westlich anschließende Abschnitt wurde 1932 als „Straße 124“ angelegt. Ascheberg ist eine wegen Herstellung von Pumpernickeln bekannte Gemeinde im Kreis Coesfeld.
Coesfelder Weg: Die 68 kleinen Reihenhäuser Coesfelder Weg 3/15i nebst Kamener Weg 5/5i wurden 1936 von der „Wohnungsfürsorgegesellschaft mbH“ im Rahmen ihres Bauprojektes an der Bernauer Straße 17/65 nach Entwurf der Architekten Paul Poser und Hermann Bamm erbaut. Im Teilkeller jedes Hauses befi ndet sich außer zwei Abstellräumen das Badezimmer, im Erdgeschoss liegen außer dem Hausfl ur die Küche und das Wohnzimmer, und im ausgebauten Dachgeschoss gehen von einem Zwischenflur zwei Schlafzimmer ab.
Kamener Weg: Vorläufer war „Der Breite Weg“, der wahrscheinlich seit dem Mittelalter in Verlängerung der heutigen Neheimer Straße durch die Tegeler Gemeindeheide in die angrenzende Jungfernheide führte und dort als Waldweg noch vorhanden ist. Bis 1828 war dieser Weg die Fahrstraße von Tegel nach Spandau. 1932 wurde der Weg zur „Straße 118“. Kamen ist eine Stadt im Landkreis Unna nordöstlich von Dortmund, wurde 1050 als Stützpunkt der Grafen von der Mark erwähnt, seit 1250 Stadt.
Krumpuhler Weg: Der kurze Straßenrest ist Teil des alten Krumpuhler Wegs, der schon seit dem Mittelalter als Triftweg bestand, auf dem die Tegeler Bauern ihr Vieh zum Weiden an den nicht mehr existierenden Krummen Pfuhl in der Jungfernheide trieben, an dem sie Weiderechte hatten. Im Norden begann der Weg einst an der heutigen Neheimer Straße. 1932 blieb der Weg als Siedlungsstraße zunächst erhalten, wurde aber bald zwischen Billerbecker und Werdohler Weg eingezogen.
Lichtweg: Auf dem großen Gelände am verlängerten Werdohler Weg zwischen Borkener und Sendener Weg erbaute die „Concept Bau Premier“ (Berlin) 2008 eine Siedlung von 9 Doppelwohnhäusern, sowie 7 Dreierund Vierergruppenhäusern an der neu angelegten Straße „Lichtweg“, die nach der lichten Gestaltung der Häuser und Grundstücke benannt ist. Die Kaufpreise betrugen ab 232.000 Euro.
Semmelweg: Dieser Weg war ursprünglich ein Waldweg durch die Jungfernheide, auf dem vor 1900 die Spandauer Bäckerjungen die frischen Brötchen täglich nach Tegel brachten. Ursprünglich war der Weg wohl Teil des Ortsverbindungsweges von Tegel nach Spandau.