Veitstraße

Die Veitstraße war die erste neu auf der Tegeler Feldmark angelegte Straße.
Der Berliner Fuhrunternehmer Friedrich Veit kaufte von dem Tegeler Bauern Johann Friedrich August Wilke und dem Krüger Marzahn am 13. März 1872 zwei Ackerparzellen von 5 Morgen 30 Quadratruten (rund 2.980 m²) und 5 Morgen 120 Quadratruten (rund 4.255 m²) Größe. Bald erwarb er auch von der Tegeler Kirche ein größeres Grundstück, so dass er ein von der Berliner Straße nach Westen bis zum Seeufer gelegenes langgestrecktes Gelände besaß.
Bereits 1872 ließ er mitten auf seinem Landstreifen – auf dem heutigen Grundstück Veitstraße 14-15 – ein Seitenwohnhaus nebst Schuppen für seinen Omnibusbetrieb errichten, den er bis 1881 fortführte.
Zur Erschließung legte er 1874 die Veitstraße an, parzellierte das anliegende Gelände und bot die Parzellen ansiedlungswilligen Berlinern zum Kauf an. Außer seinen eigenen Wohnhäusern, ferner den Stallungen seines Pferdeomnibusunternehmens und dem Tegeler Amtshaus entstanden aber zunächst nur wenige weitere Häuser.
Die Straße wurde vermutlich anfangs von der Bevölkerung nach Veit benannt, und dieser Name wurde amtlich übernommen.
Der Straßenabschnitt östlich der Berliner Straße bis zur Buddestraße wurde erst 1907 angelegt, wie die – zur Vermeidung einer Umnummerierung – eingeschobenen Hausnummern 1a bis 4b zeigen; vor 1909 trug das Grundstück Veitstraße 5 die Nummern 1-5.

Nördliche Seite

Nr.1-4b
vgl. unter Berliner Straße 85. Die Hausteile Veitstraße 4a und b wurden im Zweiten Weltkrieg zu 66,77 Prozent zerstört, später aber vereinfacht wieder aufgebaut.

Nr.5
Altbebauung
Auf dem großen Eckgrundstück Berliner Ecke Veitstraße stand – etwas zurückgesetzt in der Veitstraße 5 – das Tegeler Amts- bzw. Rathaus.
Zuerst wurde 1874 das rechts gelegene zweigeschossige Amtshaus (früher Veitstraße 2 genannt) erbaut und als Verwaltungsgebäude für den im selben Jahr gebildeten Amtsbezirk Tegel in Benutzung genommen. Auch der neu ernannte Amtsvorsteher Brunow erhielt in dem Gebäude seine Dienstwohnung.
Als der Gemeindevorsteher Ziekow, der seine Dienstgeschäfte in seinem Wohnhaus Alt-Tegel 51 geführt hatte, die Gemeindeverwaltung 1882 an den nunmehr auch zum Gemeindevorsteher gewählten Brunow übergab, nahm das Amtshaus auch die Gemeindeverwaltung auf. Zur Unterbringung ihrer mit dem starken Anstieg der Bevölkerung wachsenden Zahl der Dienststellen errichtete man 1898 einen Erweiterungsbau auf dem Hof.
Als die Einwohnerzahl von 7.487 im Jahre 1901 auf 14.332 im Jahre 1906 gestiegen war und dementsprechend der Umfang des Dienstbetriebs in der Gemeindeverwaltung sowie die Zahl der Gemeindebediensteten weiterhin stark angewachsen war, wurde die Frage eines Rathausneubaus erörtert. Da künftig noch Neu-Tegel östlich der Kremmener Bahn und Tegel-Süd an der Bernauer Straße dem Wohnungsbau erschlossen werden sollten und die endgültige Einwohnerzahl noch unsicher war, hielten Bürgermeister Weigert und die Gemeindeverwaltung die Zeit für einen Rathausneubau für noch nicht reif und betrieben daher die Errichtung eines Anbaus auf dem westlich an das alte Amtshaus angrenzende Grundstück. Dieses ehemals Weidemannsche Grundstück hatte die Gemeinde bereits erworben und in dem dort befindlichen Hintergebäude einige Dienstzimmer eingerichtet.
Auf Beschluss der Gemeindevertretung im Februar 1907 wurde daraufhin der links an das Amtshaus angebaute viergeschossige Erweiterungsbau (früher Veitstraße 3 genannt) nach Entwurf des Gemeindebaumeisters Fischer in den damals üblichen Formen der Backsteingotik erbaut und durch Wanddurchbrüche mit dem alten Amtshaus verbunden. Eine Erweiterung zum künftigen endgültigen Rathaus blieb möglich. Die Baukosten betrugen rund 130.000 Mark.
Im Erdgeschoss des Erweiterungsbaus wurden untergebracht die Gemeindekasse, die Steuerabteilung, das Einwohnermeldeamt und das Armenamt. In das 1. Obergeschoss zogen ein das Königliche Preußische Standesamt mit einem besonderen Eheschließungszimmer, ferner das Archiv, das Direktorialzimmer und weitere Abteilungen. Im 2. Obergeschoss wurde die eigentliche Gemeindeverwaltung, die mit weniger Publikumsverkehr verbunden war, eingerichtet, insbesondere die Schulverwaltung, die Kanalisations- und Wasserwerksabteilung, der Gemeindebaumeister mit einem Planzimmer sowie ein Gemeindedienerzimmer. Das 3. Obergeschoss mietete Bürgermeister Weigert als Dienstwohnung für jährlich 1000 Mark einschließlich Nutzung des Gartens an der Ecke Veit- / Berliner Straße. Hierfür gab er die Dienstwohnung im alten Amtshaus auf.
Das alte Amtshaus wurde gleichzeitig umgebaut. Der dortige Sitzungssaal der Gemeindevertretung wurde durch Hinzunahme eines Zimmers der bisherigen Dienstwohnung vergrößert, und die übrigen bisher von der Gemeindeverwaltung genutzten Räume wurden der Amtsverwaltung zur Verfügung gestellt, die wegen des Anwachsens der Einwohnerzahl und Vermehrung der Bediensteten ebenfalls unter Raummangel litt.
Bald schuf die Gemeindeverwaltung weitere Abteilungen, für die bei Errichtung des Erweiterungsgebäudes einige Räume in Reserve gehalten worden waren. Das Adressbuch von 1913 führt auf: die Abteilungen für Steuer- und Wahlquartierungssachen, die Amts-, Gemeinde- und Steuervollstreckungsbehörde, das Einwohnermeldeamt, die Rechnungs- und die Grundstücksabteilung, die Personalabteilung, das Gewerbegericht, das Gemeindebauamt, die Abteilung für Gewerbegerichts- und Friedhofssachen, die Schulabteilung. Ferner gab es die Armen- und Waisenverwaltung sowie die Hafen- und Brückenverwaltung. Auch das Standesamt war weiterhin hier ansässig.
Für das alte Amtshaus gibt das Adressbuch von 1913 an: die Polizeiwache, Kriminalpolizei, Abteilungen für allgemeine Polizeisachen, Fürsorge- und Transportsachen, Bausachen, Schank- und Lustbarkeitssachen, Unfall- und Invalidenversicherungssachen, Übertretungssachen (heute: Ordnungswidrigkeiten genannt).
Das Amts- und Erweiterungsgebäude wurde nun von den Einwohnern als „Tegeler Rathaus“ bezeichnet.
Nach der Eingemeindung Tegels in Berlin brachte das Bezirksamt Reinickendorf hier Dienststellen und die Dienstwohnung des Bezirksbürgermeisters Reichhelm unter. Das „Amtsbuch der Stadt Berlin“ von 1928 führt auf: die Grundeigentums-Abteilung (An- und Verkauf städtischer Grundstücke, Verwaltung des städtischen Grundbesitzes), die Steuerabteilung Tegel, das Wahlamt, die Auftragskasse Tegel, die Steuerkasse 20 B, die Dienststelle Tegel (Entgegennahme von Anträgen der Einwohner).
Die Rathausgebäude erlitten 1943 Bombentreffer und wurden 1945 völlig zerstört. Die Ruinen trug man 1947 ab.
Heute befindet sich hier der unbebaute Teil des Feuerwehrgrundstücks Berliner Straße 16.
Der amtlich festgestellte Schadensgrad betrug für das einstige Amtshaus 92 Prozent, für den Erweiterungsbau von 1907 88 Prozent und für das Polizei-Hofgebäude 100 Prozent.

Zusatz:
Auf dem Grundstücksteil, auf dem 1907 der Erweiterungsbau errichtet wurde, standen vorher – jedenfalls, wie ein Lageplan ergibt, bereits 1877 – die Gebäude des Eigentümers Eichholz, und zwar offensichtlich ein Seitenwohnhaus längs der hinteren Grundstücksgrenze und ein Stallgebäude an der linken Grenze, zurückgesetzt von der Straße. Die Bezeichnung lautete später „Veitstraße 3“. Die Gemeinde Tegel erwarb das Grundstück und ließ die Gebäude um 1905 abreißen.

Nr.6-6a
Altbebauung
In den 1870er Jahren erwarb die Deutsche Reichspost das große Grundstück an der Veitstraße 6-9 und richtete hier 1877 die Postkoppel ein, eine Erholungsstätte für kranke Postpferde. In jenem Jahr ließ der Veräußerer Friedrich Veit für die Kaiserliche Postverwaltung auf dem heutigen Grundstück Veitstraße 4-5 (heute Haus Nr.6) hinter einem Vorgarten ein parallel zur Straße stehendes eingeschossiges Pferdestallgebäude von 21,90 m Länge und 9,35 m Breite sowie an der hinteren Grundstücksgrenze rechts hinter diesem Stall ein zweigeschossiges fünfachsiges Seitenwohnhaus für den Aufseher errichten. Zur linken hinteren Grundstücksecke wurde ein Brunnen angelegt. 1896 wurde das Stallgebäude links um eine Länge von 15,64 m vergrößert, um einen Wagenschuppen und eine Postillonstube zu erhalten.
Die Postkoppel nutzte das in westlicher Richtung über die heutige Einmündung der Treskowstraße hinausreichende Gelände, das ringsum von einem Bretterzaun umgeben war. Die Pferde wurden morgens aus dem Stall gelassen und abends hineingetrieben, wobei sie durch ihre Bewegung viel Staub aufwirbelten, so dass die Anwohner der entstehenden Mietwohnhäuser ihre Wohnungen schlecht lüften konnten. 1896 beschwerten sich die Tegeler Einwohner über die durch die Pferde verursachte Fliegenbelästigung im Sommer, und es unterschrieben 80 Einwohner. Auch beschwerten sie sich darüber, dass der Bretterzaun, der die Treskowstraße überquerte und zur Sackgasse machte, am Tage von der Schuljugend und abends auch von Erwachsenen als Bedürfnisanstalt benutzt würde. Die Beschwerden blieben zunächst erfolglos. Erst 1909 verkaufte die Oberpostdirektion Berlin das 8.608 m² große Grundstück für 218.082 Mark an die Gemeinde Tegel, die nun die bis dahin als Sackgasse endende Treskowstraße bis zur Veitstraße durchlegen konnte. Die Postkoppel wurde 1910 mach Karow verlegt (Deutsch/Gnewisch/Grave, Seite 150). Auf dem Grundstücksteil Nr.8-9 entstanden 1913 Wohnhäuser.
1898 wurden das Stell- und das Wohngebäude an die Kanalisation angeschlossen.
1912 ließ die Gemeinde Tegel in dem bisherigen Stallgebäude eine Desinfektionsanlage und einen Hundezwinger mit vier Boxen einbauen.
1913 ließ die Gemeinde im Erweiterungsbau des Stallgebäudes von 1896 eine „Umformstation für die Elektrifizierung des Gemeindebezirks“ errichten mit zwei Umformgeräten (Transformatoren) zu je 100 kW, einer Hochspannungs-Schaltanlage, einer Niederspannungsanlage, einer Gleichstromschaltanlage sowie einem Maschinistenraum. Im selben Jahr wurde ein an der Rückseite des Stallgebäude-Erweiterungsbaus vorhandener Schuppen von 12 mal 2,65 m Größe erweitert auf 15,20 mal 4,60 m, um hier Straßengerätschaften, insbesondere den Sprengwagen, unterzubringen. Hinter dem Schuppen folgte 1915 der Bau eines offenen Wagenschuppens an der hinteren Grenze. Dieser Wagenschuppen wurde 1917 erweitert: Es entstanden ein Raum zur Unterbringung von Lebensmitteln, ein Aufenthaltsraum, eine Werkstatt nebst Lager für den Elektrotechniker.
1921 wurde hinter dem mittleren Teil des ehemaligen Stallgebäudes ein Anbau errichtet: In dem alten Teil des Pferdestalls wurde die Umformerstation mit zwei Transformatoren, zwei Gleichrichtern, Zählern und Bahnverteilung erweitert. Im Anbau brachte man die Desinfektionsanstalt mit Abstrichraum, Bad, Formalinkessel und Desinfektionsapparat unter. Der rechts gelegene Teil blieb Pferdestall. Die Gemeinde stellte hier die Pferde zum Ziehen des Sprengwagens unter, mit dem im Sommer die Straßen mit Wasser besprengt wurden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das hintere Seitenwohnhaus zu 19 Prozent, das zum Umformerhaus umgebaute ehemalige Stallgebäude zu 100 Prozent zerstört.

Jetziges Haus Nr.6-6a
Das fünfgeschossige Arbeitnehmerwohnhaus mit 119 Wohnungen ließ die „Arwobau GmbH“ unter Baubetreuung durch die „GSW“ 1968 nach Entwurf der Architekten Böger & Gras (Berlin) errichten. Heute befindet sich hier das Seniorenwohnhaus „Senio Aktiv“, das 2005 von der „Arwobau“ übernommen wurde. Es stehen 75 Ein- und 19 Zweizimmerwohnungen zur Verfügung.

(Einmündung der Treskowstraße)

Nr.7
Altbebauung
Die früher zur „Postkoppel“ (vgl. Nr.6) gehörenden Grundstücke Nr.7 bis 9 erwarb 1913 die „Tegeler Baugesellschaft m.b.H.“ von der Gemeinde Tegel zum Preis von 31.947 Mark. Diese Gesellschaft, deren Geschäftsführer Paul Johann und Wilhelm Köhne waren, war erst zum 4. Juni 1913 in das Handelsregister eingetragen worden.
Schon 1913 wurde hier der Rohbau des viergeschossigen Mietwohnhauses Veitstraße Ecke Treskowstraße 16a fertiggestellt. Den Entwurf hatte der Architekt Wilhelm Köhn (Zehlendorf) gefertigt. Das Gebäude wurde von der „Alten Leipziger Lebensversicherung“ erworben und 1914 bezogen. An der Straßenecke befand sich um 1929 das Reformhaus „Gesundheitsquell“ von Hermann Bandke. Im Gebäudeflügel Treskowstraße 16a war um 1930 das Musikhaus „Refola“ von Emma Foerster. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus zu 96,29 Prozent zerstört.

Jetzige Häuser
Das viergeschossige Wohnhaus Veitstraße 7 und das fünfgeschossige Wohnhaus Treskowstraße 16a mit der Giebelinschrift „Peters Hof“ wurden 1959 von dem Bauherrn Walter Koch nach Entwurf des Tegeler Architekten Hans Steinert errichtet.

Nr.8-8a, 9-9a. 10-10a
Die „Tegeler Baugesellschaft mbH“ ließ auch diese viergeschossigen gleich gestalteten Mietwohnhäuser im Jahre 1913 errichten.
Das Grundstück Nr.10/10c gehörte vorher nicht zum „Postkoppel“-Gelände (vgl. oben Nr.6), sondern dem Fuhrherrn Veit.
1915/16 eröffnete Martha Zierke im Haus Nr.10 ein Kino, dessen Inhaber später Moritz Aronshein war und das 1919 geschlossen wurde.

Nr.11
vgl. unter Medebacher Weg 4

(Kreuzung des Medebacher Wegs)

Das gegenüber liegende Eck-Mietwohnhaus trägt die Bezeichnung Medebacher Weg 3-5 (vgl. dort).

Nr.12
Altbebauung
Auf diesem Grundstück, zu dem früher das Nachbargrundstück Medebacher Weg 1/5 gehörte, stand einst einkleines Wohnhaus nebst Stallgebäude des Eigentümers Hermann Schroeder (1885) bzw. Reichelt (1899).

Jetziges Haus
Das viergeschossige Mietwohnhaus mit einem links gelegenen Seitenflügel ließ der Magistratssekretär Alfred Reichelt im Jahre 1900 durch den Tegeler Bauunternehmer Gustav Müller errichten. Auffällig ist die Drachenfigur unter dem Erker.
1984 wurde das Dachgeschoss zu Wohnungen ausgebaut.

Nr.12a
Auch dieses viergeschossige Mietwohnhaus mit einem rechts gelegenen Seitenflügel wurde 1900 erbaut. (Bauherr und Ausführender wie Nr.12.)

Nr.13
Altbebauung
Seit 1881 ließen Friedrich Veit und seine Witwe hier mehrere kleine Bauten – ein Gartenhaus nebst Anbauten, ein Stallgebäude – errichten.
Um 1928 gehörte das Grundstück dem Gastwirt Heinrich Nitz, um 1957 wird seine Witwe als Eigentümerin genannt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das als Einfamilienhaus genutzte Gartenhaus zu 91,16 Prozent zerstört.

Jetziges Haus
Das vier- bis sechsgeschossige Wohnhaus mit 16 Wohnungen wurde 1970 nach Entwurf des Architekten Joachim H.Manzke (Berlin) erbaut.

Nr.13a-d
Das eingeschossige Wohnhaus Nr.13a ließ 1934 Friedrich Steinicke nach Entwurf von A.Meyer (Falkensee) erbauen.
Auf dem Grundstück Nr.13d stand ein 1936 erbautes Zweifamilienhaus. 1986 wurde auf diesem Platz das heutige dreigeschossige Wohnhaus mit ausgebautem Dachgeschoss und acht Eigentumswohnungen nach Entwurf von Reinhard Würfel (Berlin-Heiligensee) errichtet.

Nr.14-15
Auf diesem einst zum Acker des Bauern Marzahn (Alt-Tegel 34) gehörenden Grundstück gründete Johann Friedrich Veit die erste Ansiedlung an seiner Straße, nachdem er 1872 von den Bauern Wilke und Marzahn das Ackergelände erworben hatte.
Veit ließ noch 1872 an der hinteren Grundstücksgrenze ein Seitenwohnhaus, davor einen Schuppen und bald darauf einen weiteren Schuppen errichten. Zum Bau des 1875 geplanten zweigeschossigen villenartigen Wohnhauses kam es nicht.
Der Fuhrunternehmer Veit war aus Belzig nach Berlin gekommen, hatte hier zuerst ein Gemüsegeschäft betrieben und war dann mit seinem Fuhrgeschäft nach Moabit in die Werftstraße 18 gezogen. Als die Lehrter Eisenbahn 1867 ihren Güterbahnhof auf den Spreewiesen anlegte, konnte Veit sein Grundstück günstig verkaufen. Am 1. Mai 1869 richtete er eine Pferdeomnibuslinie von Berlin nach Tegel ein. Sein Omnibus-Pferdegespann vermied die Zahlung des Chausseegeldes an der Tegeler Chausseegeldhebestelle (vgl. unter Alt-Tegel 1), indem der Fahrer vor Erreichen der Haltestelle im Hause Berliner Straße 1 wendete und dann vor dem Haus Berliner Straße 2 Endstation machte; über den Einnahmeverlaust beklagte sich der Chausseegelderheber Jaedicke in einem Schreiben vom 3. Mai 1869 (Völzmann, Chausseen im Norden Berlins, Seite 42). Wohl auf diese Weise begann Veit sich für Tegel zu interessieren. 1875 beschlossen die Grundbesitzer Ziekow, Marzahn, Müller und Veit, eine erneuerte Pferdeomnibuslinie von Tegel bis zur nördlichen Müllerstraße einzurichten, wo die Fahrgäste auf die Wagen der „großen Berliner Pferde-Eisenbahn“ in Richtung Berlin umsteigen konnten. Veit übernahm den Betrieb und richtete das Grundstück Veitstraße 14-15 mit Stallungen für den Pferdebusbetrieb her (Tegel, hrsg. Ortsgeschichtlicher Arbeitskreis Tegel, 5. Auflage, Seite 46). Mit der Eröffnung der Pferdestraßenbahnlinie nach Tegel 1881 endete der Omnibusbetrieb. Veit starb 1889.
Um 1900 hatte die Witwe Clara Veit das Grundstück an den Fuhrunternehmer Staedtke vermietet, später um 1904 an Franz Körke. 1912 erwarb Carl Gericke das Grundstück. Später war die A.Borsig GmbH Eigentümer, die das Grundstück und die vom ursprünglich größeren Gesamtgrundstück abgetrennten Parzellen Veitstraße 13-13d an verschiedene Erwerber veräußerte.
Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bomben die Gebäude zu 92,86 und 80,40 Prozent.

Jetziges Haus
Das dreigeschossige Wohnhaus wurde 1957 nach Entwurf von Hans Steinert (Tegel) erbaut.

Nr.16
vgl. unter Eisenhammerweg 19.

Südliche Seite

Nr.17
Als ältestes Haus erhalten, wenn auch stark verändert, ist die Villa auf dem Grundstück Nr.17. Dieses – ursprünglich mit einem niedrigen Dachgeschoss versehene – Gebäude ließ 1885 Fritz Veit, der Sohn von Johann Friedrich Veit, durch den Bauunternehmer W.Kölln errichten. Im nächsten Jahr ließ er an die Hausrückseite einen Billardsaal in Fachwerkbauweise anfügen. 1891 kam östlich der Villa im großen Garten ein Treib- und Gewächshaus hinzu. Fritz Veit starb 1897. Seine Mutter, die Witwe Clara Veit geb. Gericke, ließ 1898 an die westliche Hausseite einen eingeschossigen Anbau mit einem großen Zimmer sowie eine anschließende Halle anfügen und das Treibhaus erweitern. 1900 wurde die an der Ostseite gelegene offene Vorhalle der Villa zu einem geschlossenen Vorzimmer umgebaut.
Dann erwarb der Kommerzienrat Conrad Borsig, der Mitinhaber des Unternehmens „A.Borsig“, das Grundstück und ließ 1906 das niedrige Dachgeschoss der Villa zu dem heutigen zweiten Obergeschoss umbauen. Nach seinem Umzug in die Villenkolonie Grunewald nutzte die „A.Borsig OHG“ die Villa, in die 1933 zwei getrennte Wohnungen eingebaut wurden. 1941 entstand ein Luftschutzraum für zwölf Personen. 1971 baute man das Gebäude, dessen Fassade nicht mehr den alten Stuck aufweist, zum Gästehaus der „Borsig GmbH“ um. 1987 veräußerte die „Babcock-Borsig GmbH“ das Haus an einen privaten Erwerber.

Vor Nr.20
Hier errichtete die „Bewag“ 1977 eine Netzstation.

Nr.21-22
Altbebauung
Der Berliner Gastwirt Carl Fritsche ließ 1875 auf der von Veit erworbenen Parzelle ein eingeschossiges Wohnhaus mit ausgebautem Dachgeschoss sowie ein Stallgebäude errichten.
1898 gehörte das Grundstück dem Direktor Thun.
1907 erwarb das Unternehmen A.Borsig das Grundstück. Hier wohnte um 1915 der Borsig-Direktor Scharlibbe.

Jetziges Haus
Auf diesem Grundstück und dem westlich benachbarten ließ die „Rheinmetall-Borsig AG“ 1938 große Werkhallen für den Zylinderbau errichten.

(Kreuzung des Medebacher Wegs)

Nr.23
Das Haus ließ 1888 der Rentier Fritz Veit als dreigeschossiges Mietwohnhaus durch W.Kölln erbauen. Erst 1992 wurde das vierte Geschoss im Stil des dritten Obergeschosses aufgesetzt.

Nr.24
1885 ließ Maria Lierse das Haus als zweigeschossiges Mietwohnhaus errichten. 1898 ließ sie – nun verehelichte Beetz – das Haus an die Kanalisation anschließen. 1912 ließ der Fuhrherr Gustav Beetz das dritte und vierte Geschoss aufsetzen.

Nr.25
Das Grundstück gehörte dem Fuhrherrn (Fuhrunternehmer) Gustav Beetz.
Das Berliner Adressbuch von 1898 meldet das Fuhrgeschäft von Gustav Beetz noch auf dem Grundstück Hauptstraße 36 (also Alt-Tegel 7) als Mieter eines Wirtschaftsgebäudes des Schmiedebetriebs Schulze. Er selbst aber wohnte bereits in der Veitstraße 24. Gustav Beetz verlegte um 1900 sein Fuhr-, Speditions- und Möbeltransportgeschäft auf das bis dahin unbebaute Nachbargrundstück Veitstraße 25, dessen hinterer Teil sich auch hinter dem Grundstück Nr.24 erstreckt. Hier entstanden Pferdeställe und Wagenschuppen für einen Betrieb. In einer Anzeige von 1911 gab er an: „Elegantes Kutsch- und Leichen-Fuhrwerk, Krankentransporte etc., Umzüge per Bahn mit und ohne Umladung sowie Stadt-Umzüge und über Land werden unter Garantie gut und billig ausgeführt. Verfrachtungen nach allen Orten des In- und Auslandes. Spediteur der Königl. Preuß. Staatsbahn.“
1905 ließ Beetz das viergeschossige Vorderwohnhaus Veitstraße 25 erbauen und 1912 das dritte und vierte Geschoss auf das Haus Nr.24 aufsetzen. Während des Ersten Weltkriegs wurden die Grundstücke an die „A.Borsig OHG“ verkauft. Das neue Betriebsgrundstück wurde in der Schloßstraße 3 erworben. Dort betrieb der Eigentümer Fritz Beetz das Unternehmen in den 1930er Jahren weiter unter der Firma „Gustav Beetz, Bahnamtlicher Rollfuhrunternehmer für Tegel, Borsigwalde, Freie Scholle“. Er starb 1942.

Nr.26
Das viergeschossige Mietwohnhaus errichtete 1900 der Bauunternehmer Gustay Franke. Das Adressbuch von 1913 verzeichnet als Eigentümer O. und H.Becker. Im Haus befand sich damals die Chemische Waschanstalt von G.Rentel.
1951 wurde der zerstörte Dachstuhl wieder aufgesetzt.

Nr.27
Das viergeschossige Mietwohnhaus ließ 1905 Hermann Becker nach Entwurf des Architekten A.Deckert (Rummelsburg) durch den Maurermeister G.Buchholz erbauen. Gemäß dem Adressbuch von 1913 war damaliger Eigentümer der Zimmermann G.Jahn. Nach 1923 gehörte das Haus längere Zeit der „A.Borsig GmbH“. Seit 1913 befand sich im Erdgeschoss bis in die 1950er Jahre das Lebensmittelgeschäft von Karl Ruttke.
Im Jahre 2000 baute man das Dachgeschoss zu Wohnraum aus.

Nr.28
Das ursprünglich dreigeschossige Mietwohnhaus mit seinem hochgelegenen Erdgeschoss, unter dem sich Souterrainwohnungen befanden, erbaute 1890 der Maurermeister Hermann Valtink auf eigener Parzelle. 1908 baute er ein Obergeschoss auf. Ferner entstanden der links gelegene Seitenflügel und ein viergeschossiges Quergebäude, ferner ein zweigeschossiges Werkstattgebäude, teilweise auf dem Grundstücksteil hinter den Grundstücken Nr.26 und 27. Im Hause wohnte um 1915 der berittene Gendarmeriewachtmeister Rautenberg, dessen Pferd im Stallteil des Werkstattgebäudes untergebracht war.
Seit 1915 war das Unternehmen A.Borsig längere Zeit Eigentümer.
Um 2000 richtete die Mieterin Monika Locatello den Hof zu einem blühenden Garten mit Blumen und Naschobstgehölzen her. Ebenfalls im Einverständnis des Hauseigentümers richtete sie im ehemaligen Werkstattgebäude 2005 eine kleine Kunstgalerie ein, in der Bilder ausgestellt und Veranstaltungen abgehalten werden. Der „Tegeler Hofgarten“ ist mittwochs und sonnabends für das Publikum geöffnet („Berliner Abendblatt“ vom 7.8.2010).

Nr.29-38
Altbebauung
Hier errichtete das Unternehmen A.Borsig während des Ersten Weltkriegs große Betriebsgebäude für den Zünder- und Einzelteilbau, um Rüstungsgüter zu produzieren. Nach 1920 waren in dem Gebäude die Lehrlingswerkstätten untergebracht.
Das dreigeschossige Gebäude wurde bei Luftangriffen 1943/44 zerstört. Nach Abriss der Ruinen um 1949 blieb nur das Kellergeschoss stehen.

Jetzige Häuser
Die fünfgeschossigen Wohnhäuser Nr.29-37 mit den Hintergebäuden Nr.30a, 32a, 34a und 36a mit 207 Wohnungen ließ die „Herlitz Falkenhöh AG“ 1997 nach Entwurf des Architekten Norbert Stöcker errichten.

Nr.39
Das mit roten Klinkern verkleidete viergeschossige Vorderwohnhaus mit seinem hohen Sockelgeschoss ließen die Eheleute Wilhelm und Emma Rosenthal 1909 zusammen mit zwei ebenso hohen Hinterwohngebäuden erbauen. Der Architekt ist unbekannt.
Seit 1918 gehörte das Grundstück mehrere Jahre der A.Borsig GmbH.
Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bomben die beiden Hintergebäude zu 97-98 Prozent, während das Vorderhaus einen mit 17 Prozent bewerteten Schaden erlitt.

Nr.40
Das viergeschossige Mietwohnhaus ist der Rest eines Gebäudes, das in gleicher Ausführung und Höhe noch ein Eckgebäude an der Ecke zur Berliner Straße mit dem dortigen Hausaufgang Nr.17 umfasste. Dieses große Haus wurde 1906 von dem Kaufmann Wilhelm Rosenthal und seiner Ehefrau Emma errichtet. Der Bauherr war Inhaber eines Möbelgeschäftes.
Im Erdgeschoss an der Straßenecke befand sich eine Gaststätte, die ursprünglich „Zum ersten Ehestandsschoppen“ hieß, weil sich schräg gegenüber in der Veitstraße 5 das Standesamt befand. Inhaber der Gaststätte war 1912 der Gastwirt J.Mülbe. Später hieß diese „Zum Friedensrichter“ und wurde von dem Wirt Schade betrieben. Zu der Gaststätte gehörte auch ein Vorgarten vor dem Gebäudeflügel in der Veitstraße.
(Weitere Einzelheiten vgl. unter Berliner Straße 17.)
Der Gebäudeteil an der Straßenecke wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Nr.40a
Dieses Eingangsgebäude zu den „Hallen am Borsigturm“ entstand um 1998.

(Kreuzung der Berliner Straße)

Nr.41
vgl. unter Berliner Straße 84.

Nr.42-42a, 43-43a, 44-44a
Diese gleichartigen viergeschossigen Mietwohnhäuser mit rückseitigen Seitenflügeln ließ die „Jensen & Kühne Nutzholzhandlung OHG“ in den Jahren 1910/11 nach Entwurf von Ernst Busse (Tegel) durch das Baugeschäft Bruno Kalischer errichten.
Im Haus Nr.43 befand sich 1913 ein Laden des „Konsumvereins für Tegel und Umgebung eGmbH“.

Nr.45-47
Der drei- und viergeschossige Wohnhausblock, der auch die Hausaufgänge Buddestraße 1 und 3 umfasst, mit insgesamt 36 Wohnungen wurde 1929 von der „Gemeinnützigen Siedlungsgenossenschaft Borsigscher Werksangehöriger eGmbH“ nach Entwurf des Architekten Fritz Buck erbaut.