Als König Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1728 eine Reise nach Sachsen unternahm, fanden dort am Straßenrand aufgestellte Meilensteine seine Beachtung. Er gab Weisung, auch in Preußen derartige Steine zu errichten.
In drei Größen zeigten sie in der Folgezeit an Postkutschenrouten Entfernungen von einer viertel, halben und ganzen Meile an. Eine preußische Meile entsprach rund 7.532 m. Ab 01.01.1874 führte die Post im postdienstlichen Verkehr Kilometerangaben als Entfernungsmaß ein. Im Teltower Kreisblatt vom 13.05.1874 hieß es hierzu u. a.: „Auf Verordnung des Herrn Handelsministers soll nunmehr ungesäumt mit dem Aufstellen der Chaussee-Nummern- und Meilensteinen nach dem Metermaaß vorgegangen werden“.
Der in der Form eines Obelisken errichtete Tegeler Meilenstein wurde um 1800 aufgestellt. Doch der Standort kann ursprünglich nicht in Tegel gelegen haben. Vom sog. Nullpunkt aus, dem Oranienburger Tor, bis zum heutigen Standort des Tegeler (Ganz-) Meilensteines, beträgt die Entfernung nur 1 ½ Meilen. Welchen Aufstellort der Stein zuvor hatte, wann und aus welchem Grund er umgesetzt wurde, sind bisher ungeklärte Fragen. Der einst aus Sandstein gefertigte Meilenstein trug wohl zu keiner Zeit eine amtliche Inschrift, die eine Aussage über eine Meilenzahl von oder nach Berlin traf. Eine Beschriftung konnte bisher weder durch urkundliche Schriften noch durch Abbildungen nachgewiesen werden. Dies ist besonders zu erwähnen, weil ein Reisebericht aus dem Jahre 1841 eine andere Aussage triff t. Hier wurde angegeben, dass der Meilenstein in Tegel folgende Inschrift führte: „Bis Berlin ein und eine halbe Meile“. Denkbar ist, dass dieser Hinweis (inoffi ziell) auf den Stein aufgetragen wurde. Interessant ist zudem, dass der Obelisk bereits in dem genannten Jahr seinen Standort in Tegel hatte. Die Umsetzung hierher muss mithin vor 1841 erfolgt sein.
Das Aussehen des Tegeler Meilensteines ähnelt übrigens jenem Meilenstein, der im weiteren Verlauf des alten, bis zum 30.4.1830 genutzten Hamburger Postweges in einer Entfernung von 4 Meilen im Krämerforst etwa dort (wieder) steht, wo sich bis zum Abriss in den 1960er-Jahren der Ziegenkrug befand. Der dortige Meilenstein hatte von 1981 bis 2004 seinen Standort vor dem Rathaus in Falkensee, weil bis 1989 im Krämerforst ein militärisches Sperrgebiet lag. Doch zurück zum Tegeler Meilenstein. Auch er hatte verschiedene Standorte.
Auf einer Ansichtskarte aus der Zeit um 1910 ist zu sehen, dass der Stein unweit des sog. Efeuhauses der Humboldtmühle in Höhe der Zufahrt zum Schloss stand. Zu dieser Zeit führte die Karolinenstraße noch in S-Form direkt an der Mühle vorbei. Später wurde der Stein zur (begradigten) Karolinenstraße Ecke Gabrielenstraße versetzt. 1982/83 wurde der Stein durch einen Steinmetz aufgearbeitet, ohne dass sein Standort verändert wurde. Im Mai 1992 erhielt der Meilenstein dann wieder den auch heute noch zutreff enden Standort Gabrielenstraße Höhe Zufahrt zum Schloss. Die letzte Umsetzung des Steines war mit einer erneuten Restaurierung verbunden. Die Aufarbeitung wurde durch die Arbeitsgemeinschaft Tegel City mit einem Betrag von 7.000 DM unterstützt. Im Zusammenhang mit der Abgabe eines Angebotes vom 16.10.1991 der Firma Günter Rosenhahn zur Instandsetzung des beschädigten Meilensteines wurde der dreiteilige Stein wie folgt vermessen:
- Maße: Höhe ca. 263 cm
- Aufteilung: Unterteil: 75 x 75 x 67 cm
- Mittelteil: Konisch von 54 x 50 cm auf 38 x 36 cm, hoch ca. 105 cm
- Kopfteil: von 38 x 36 cm auf 28 x 28 cm mit Haube; hoch ca. 91 cm.
Abschließend ist zu den Standorten des Steines noch anzumerken, dass aus der Zeit um 1800 ein Gemälde von Achtenhagen existiert, welches den Neuen Krug (heute Restaurant Alter Fritz) und die Waldschenke zeigt. Hier ist der Meilenstein auf der linken Straßenseite etwa 20 oder 30 m vor dem Neuen Krug abgebildet. Ob der Stein zu dieser Zeit tatsächlich dort stand oder ob der Maler ihn nur aus künstlerischer Sicht „versetzt“ hatte, ist bisher nicht zu klären. Immerhin befand sich aber in der Zeit vom 15.02.1854 bis 30.06.1857 in Höhe des Neuen Kruges eine Chausseegeld-Hebestelle.
Abschließend sei erwähnt, dass sich ein weiterer Meilenstein in Heiligensee, Ruppiner Chaussee gegenüber der Hausnummer 377a befi ndet. Hier handelt es sich um einen so genannten Rundsockelstein aus Granit. Er trägt die Inschrift „II MEILEN bis BERLIN“. Dieser Stein wurde im Zusammenhang mit der Anlegung der Staatschaussee über Tegel hinaus bis nach Hennigsdorf 1848/49 zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt aufgestellt. Zur Längenbestimmung der Staatsstraßen diente als Anfangs- oder Nullpunkt zu dieser Zeit bereits der Kandelaber auf dem Schlossplatz in Berlin. Zwei Meilen waren in Schulzendorf, Ruppiner Chaussee 143 in Höhe des ehem. Restaurants „Sommerlust“ erreicht. Hier stand auch zunächst der erwähnte Meilenstein, bis er nach Einführung der metrischen Maße versetzt wurde.