In Tegel gab es über einen Zeitraum von rund 15 Jahren einen Rundfunksender, der sich unweit des Gefängnisses und nahe dem später entstandenen Flughafensee befand.
„Hier Großsender Tegel auf Welle … – Der Sender wird auf dem westlichen Teil des Tegeler Schießplatzes errichtet – Verhandlungen mit der Reichswehr als Gelände-Eigentümer hatten gute Resultate.“ So titelte die Nord-Berliner Tagespost in ihrer Ausgabe vom 01.10.1931 und berichtete ausführlich über den Umfang eines neuen Großsenders. Gut ein Jahr später berichtete dann dieselbe Zeitung am 03.12.1932 Folgendes:

Das Sendergebäude für den Tegeler Großsender im Rohbau fertig gestellt
Im kommenden Frühjahr folgt der Funkturm

Kurz vor dem umfriedeten Gelände des Außenspielplatzes Tegel, auf dem sich auch das Jugendheim befi ndet, zweigt von der Seidelstraße ein befestigter, durch eine lange, rot-weiß angestrichene Barriere markierter Weg ab. Er führt etwa 300 m weit durch den Kiefernwald der Jungfernheide und mündet dann auf den Tegeler Schießplatz. An dieser Stelle, dicht am Rande des Waldes, teilweise noch durch einzelne hervorspringende Bäume verdeckt, geht ein ganz schlicht aussehender zweigeschossiger Bau von nicht erheblicher Größe seiner Vollendung entgegen: das Sendergebäude des kommenden Tegeler Großsenders!
Im Rohbau ist es bereits fertig. In zwei Wochen etwa werden Bauzaun und Gerüst „fallen“ und die Fensterscheiben eingesetzt werden. Damit ist das Haus dann fertig hergestellt. Im nächsten Frühjahr werden die Maschinen und Apparaturen eingebaut. Auch der noch fehlende „Funkturm“ wird dann in Angriff genommen; denn im Winter ist der Bau eines Betonfundamentes, auf dem der 165 Meter hohe hölzerne Turm stehen wird, infolge der Kälte kaum möglich.
Wann der Tegeler Sender in Tätigkeit treten wird, das liegt noch nicht genau fest. Man plant jedoch, ihn im nächsten Jahre möglichst zur Funkausstellung sendefertig zu haben. Bekanntlich dauert es immer erst geraume Zeit, bis ein neuer Sender nach kompletter Fertigstellung gebrauchsfähig ist, da die Abstimmung, das „Hinausbringen“ der störenden Nebengeräusche, viel Arbeit erfordert. Der Turm wird in der Diagonalen des im Grundriss ziemlich quadratischen Sendergebäudes, süd-westlich von diesem, errichtet, da, wo sich auf nebenstehender Skizze ein Kreuz befindet.

Der 1933 errichtete Sendemast wurde ganz aus Holz erbaut. Hierfür waren 255 Tonnen amerikanische Pechkiefer (Pitchpine) verwendet worden. Die Verschraubungen bestanden aus Bronze.
Am 20.12.1933 ging dann die gesamte Anlage in Betrieb. Gesendet wurde auf der Mittelwelle 356,7. Den Sender selbst hatte die Fa. Telefunken hergestellt. Als am 19.08.1935 ein Brand auf der Funkausstellung ausbrach, war danach nur noch der Tegeler Sender in Betrieb. 1940 erfolgte aus Witterungs- und Statikgründen ein Rückbau des Sendemastes auf eine Höhe von nun nur noch 86 m. Nach Kriegsende 1945 wurde der Tegeler Sender der Sowjetischen Militäradministration unterstellt. Bereits am 13.05. meldete sich „Radio Berlin“ in einer etwa halbstündigen Sendung, aufgenommen in Tegel, einer sicher nur geringen Zahl an Hörern. Wenig später erfolgte ein Umzug in das Haus des Rundfunks in der Charlottenburger Masurenallee. Der Sender nannte sich sodann Berliner Rundfunk.
Als 1948 anlässlich der Blockade Berlins auf dem ehemaligen Schießplatz ein Flugplatz angelegt wurde, erwiesen sich zwei Sendemaste auf dem Gelände als Sicherheitsrisiko. Der französische Stadtkommandant, Brigadegeneral Ganeval, erklärte, dass er nicht die Verantwortung für denkbare Flugzeugunfälle übernehmen könne. Er wandte sich am 20.11.1948 an den Direktor des unter sowjetischer Kontrolle stehenden Berliner Rundfunks zwecks Beseitigung der Gefahrenquelle. Dabei verwies er auf den Ausbau des Flughafens, der eine Folge der sowjetischen Blockade Berlins sei.
Auf Befehl Ganevals wurden dann am 16.12.1948 die beiden Sendetürme gesprengt. Wie nicht anders zu erwarten, protestierte der sowjetische Stadtkommandant, Generalmajor Kotikow, in scharfer Form gegen die Sprengung.
Der eigentliche Sender, bekannt unter der Bezeichnung „Sender 21“, wurde bei der Aktion nicht etwa zerstört. Vielmehr wurde er nach Königs Wusterhausen gebracht und dort von 1949 an wieder in Betrieb genommen. Erst 1989 ging er endgültig außer Betrieb. Er ist heute im dortigen Senderund Funktechnikmuseum zu besichtigen.
Das Tegeler Gelände blieb in der Folgezeit weiter in Eigentum und Nutzung durch die Post. Derzeit befi ndet sich hier die Außenstelle Berlin der Bundesnetzagentur. Die Anschrift lautet Seidelstraße 49.