Stolpersteine in Tegel und Borsigwalde
Copyright: Texte vom Förderkreis Reinickendorf e.V.
AG Stolpersteine Reinickendorf
www.stolpersteine-berlin.de
Kontakt
peter-rode@gmx.de
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AG Stolpersteine Reinickendorf
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Im Jahr 2003 hat sich auf Wunsch der Bezirksverordneten Reinickendorfs eine Arbeitsgruppe gebildet die sich mit der Verlegung von Stolpersteinen für Euthanasie-Opfer beschäftigte. Mitglieder des Bezirksamtes und der psychiatrischen Einrichtungen erforschten die ersten Biografien von Euthanasie-Opfern um dann Stolpersteine für sie zu verlegen.
Am 5.Mai 2003 wurden die ersten Steine von Gunter Demnig in Reinickendorf verlegt. Diese Steine waren für erwachsene Opfer die in Reinickendorf gelebt haben und meist in der psychiatrischen Anstalt Obrawalde zu Tode gekommen sind.
Im Jahr 2004 wurden dann Steine für Euthanasie-Kinder-Opfer vor der Nervenklinik „Wiesengrund“ im Eichborndamm 238-240 verlegt.
2005 gründete sich dann die „ AG-Stolpersteine Reinickendorf für die Opfer der Verfolgung aus rassischen, politischen oder anderen Gründen in der Zeit des Nationalsozialismus“. Mitglieder waren Lehrer, Vertreter der Evangelischen Kirche Frohnau, des Museums und andere interessierte Bürger.
Die Kosten für die zu verlegenden Steine wurden ausschließlich durch Spenden finanziert die vom Förderkreis Reinickendorf verwaltet werden. Die Ag Stolpersteine ist seit Anfang Teil des Förderkreises Reinickendorf.
Zuerst wurden Steine für jüdische Opfer vor deren letztem Wohnsitz verlegt, später kamen Steine für politische Opfer, Homosexuelle und Fahnenflüchtige dazu.
Die Recherchen zu den Biografien wurden von Mitgliedern der AG, überlebenden Verwandten der Opfer oder Schulklassen durchgeführt.
Für jedes Opfer wird ein Stein gefertigt und die Biografie erstellt und gedruckt. Die Verlegung ist mit einer kleinen Feier verbunden bei der die Biografie des Opfers verlesen wird.
Alle Steine sind mit Foto des Steines, Daten der Inschrift und der Biografie in der Website der Koordinierungsstelle Berlin (www.stolpersteine-berlin.de) zu finden.
Zurzeit sind in Reinickendorf 184 Steine verlegt.
Seit einigen Jahren haben wir Putzpatenschaften eingerichtet und führen Erinnerungsspaziergänge mit Schulklassen, Vereinen und privaten Gruppen durch. Besuche in Schulklassen werden auch oft auf Wunsch der Schulen durchgeführt.
Für 2023 sind 8 Steinverlegungen geplant.
Wünsche oder Anregungen senden Sie bitte an: peter-rode@gmx.de.
Wir würden uns freuen, wenn sich interessierte Bürger jeder Altersstufe bei uns zur Mitarbeit melden.
Peter Rode
Sprecher der AG-Stolpersteine Reinickendorf
Dieses Mahnmal stand wenige Jahre nach Kriegsende an der Kreuzung Alt-Tegel/Berliner Straße. Im Hintergrund ist das Kaufhaus Kepa zu erkennen. Das Mahnmal sollte an von den Nationalsozialisten umgebrachte Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnern und trug die Aufschrift: „Opfer des Faschismus – Rassisch Verfolgte“. Ein Keil mit den Buchstaben KZ krönte ein turmähnliches Gebilde neben der Tafel mit den Namen der Ermordeten und war weithin sichtbar.
Die unter den anderen genannte Gerhart Fleck konnte sich mit seiner Frau Erna und drei anderen Jüdinnen und Juden zeitweise auf der Insel Reiswerder verstecken, bevor die Untergetauchten von der Gestapo festgenommen und in KZs verschleppt wurden. Gerhart Fleck starb am 28. oder 29. November 1944 in einem Außenlager des KZ Auschwitz an Hungertyphus. Seine Frau wurde 1945 in einem Außenlager des KZ Groß-Rosen befreit, sie kehrte, gesundheitlich schwer geschädigt, nach Berlin zurück. An der Badestelle Reiswerder betrieb sie noch ein paar Jahre im Sommer die „Fleck`sche Erfrischungshalle“ und führte einen zermürbenden Kampf mit den deutschen Behörden um Entschädigung.
Eine Kopie dieses Fotos bewahrte die Tochter von Selma Kirschner auf. Selma Kirschner wurde schon 1941 im KZ Ravensbrück ermordet. Ihr letzter freigewählter Wohnort befand sich in der Freien Scholle in der Egidystraße 51. Dort verlegte die AG Stolpersteine Reinickendorf am 20.11.2021 einen Stolperstein, um an Selma Kirschner zu erinnern.
Selma Kirschner wurde am 3. April 1923 in Berlin geboren, ihre Eltern waren Juden und stammten aus Polen. Selma kam schon als Kind zu Pflegeeltern, diese Familie lebte in der Kolonie „Frühauf“ in Borsigwalde. Mit dem gelernten Glaser Herbert Retzlaff – seine Familie war nicht jüdisch – bekam sie am 18.09.1940 eine Tochter. Selma Kirschner ist zu diesem Zeitpunkt minderjährig, ledig, schwanger und noch dazu Jüdin. Im Jahr 1941 trat sie eine Stelle bei Rheinmetall Borsig in Tegel an. Eines Tages kam sie von der Arbeit nicht nach Hause. Sie wurde von der Gestapo auf ihrer Arbeitsstelle abgeholt und ins Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Von dort wurde sie nach Auschwitz verlegt, wo sie am 01.11.1942 im Alter von 19 Jahren vermutlich in der Gaskammer ermordet wurde, wie aus einem Dokumenten-Auszug des internationalen Suchdienstes des Roten Kreuzes vom 10.06.1997 hervorgeht. Laut Angaben des KZ war die Todesursache ein Herz-Kreislauf-Versagen; üblicherweise steht dieser Aktenvermerk für die Ermordung in der Gaskammer.
Von Selmas Tod in Auschwitz erfuhr ihre Tochter erst Jahrzehnte nach Kriegende durch eigene Recherchen. Bis Anfang der 1950er Jahre erinnerte ein Mahnmal in Alt-Tegel an die während der Nazi-Diktatur ermordeten Tegler, Mitbürgerinnen und Mitbürger. Auf ihm waren die Namen der Ermordeten verzeichnet, unter ihnen auch Selma Kirschner und das Jahr ihrer Ermordung. Dieses Mahnmal musste 1952 dem Neubau des späteren Hertie-Kaufhauses an der Ecke Gorkistraße/Berliner Straße weichen und wurde leider nie wieder aufgebaut.
Der nun verlegte Stolperstein wird dafür sorgen, dass die Schollanerin Selma Kirschner nicht vergessen wird.“ (aus dem Bericht von Jürgen Hochschild, https://www.freiescholle.de/index/nachrichten/stolperstein-3-freie-scholle-2021-11-23/)
Am 16.01.1949 berichtete das Ostberliner Neue Deutschland unter Verweis auf die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) darüber, dass das Mahnmal beschmiert wurde. Und die ebenfalls Ostberliner Neue Zeit schilderte am 28.01.1953 den Verfall des Mahnmals: „Die Farbe ist verwittert … völlig verwahrloste(r) Zustand.“ Die Namen wären auf der Wetterseite nicht mehr zu lesen. Das Bezirksamt hätte nichts unternommen, um den Verfall aufzuhalten. (Hinweis auf die beiden Pressemeldungen: Gerhard Völzmann)
Vermutlich ließ das Bezirksamt dann das heruntergekommene Mahnmal abreißen. Auch nach Antifaschisten benannte Straßen gab man in dieser Zeit andere Namen, zum Teil die erst in der Nazizeit eingeführten.
Meinhard Schröder
Klein, Luise
Euthanasie-Opfer
* 11.02.1872
† 07.01.1943
Egidystraße 26,
13509 Berlin
Krauss, Hermann
Euthanasie-Opfer
* 12.05.1893
† 08.05.1944
Alt-Tegel 44-46,
13507 Berlin
Krüger, Lucie
Euthanasie-Opfer
* 06.04.1901
† 05.07.1944
Ziekowstraße 139,
13509 Berlin
Tokarenko, Ljuba
Euthanasie-Opfer
* 1922
† 31.08.1944
Gorkistraße 28,
13507 Berlin
Triemel,Gertrud Ella Frieda
Euthanasie-Opfer
* 12.06.1894
† 19.04.1944
Tile-Brügge-Weg 43,
13509 Berlin
Ausländer, Fritz
politische Verfolgung
* 24.11.1885
† 21.05.1943
Erholungsweg 14,
13509 Berlin
Wolff, Regina
jüdische Religionszugehörigkeit
* 17.06.1893
† 12.02.1943
Berliner Straße 7,
13507 Berlin
Bouillot, Paul Eugen
geb. Arndt
politische Verfolgung
* 21.06.1878
† unbekannt
Hatzfeldtallee 8,
13509 Berlin
Liebert, Gertrud
* 22.03.1877
† 1942
Liebert, Albert
* 05.05.1908
† 15.09.1942
politische Verfolgung
Dianastr. 40,
13469 Berlin
Radde, Günther Willi
Euthanasie-Opfer
* 13.02.1927
† 29.02.1944
Kol. Vor den Toren,
13629 Berlin
Rasch, Karl Wilhelm
Euthanasie-Opfer
* 03.01.1891
† 19.11.1943
Kol. Am Brocken II,
Wittestraße 39,
13509 Berlin
Zimmermann, Walter
politische Verfolgung
* 08.02.1910
† 08.01.1945
Werdohler Weg 11,
13507 Berlin
Coppi, Hilde
geb. Rake
* 31.05.1909
† 05.08.1943
Coppi, Hans
* 25.01.1916
† 22.12.1942
politische Verfolgung
Seidelstr. 23,
13507 Berlin
Bouillot, Paul Eugen
* 19.04.1904
† unbekannt
Bruske, Paul
* 05.09.1893
† 12.02.1945
Brust, Albert
* 29.04.1899
† 25.09.1944
Dressler, Otto Friedrich Karl
* 25.07.1897
† 25.09.1944
Frayssinet, Paul
* 08.10.1903
† unbekannt
Haase, Otto Paul Heinrich
* 27.02.1899
† 25.09.1944
Härtig, Hugo
* 04.09.1872
† 28.07.1944
politische Verfolgung
Berlinerstr. 26,
13507 Berlin
Hinze, Paul
* 10.08.1906
† 20.04.1944
Lehmann, Paul
* 06.03.1890
† 11.05.1945
Lüben, Friedrich
* 14.01.1893
† 25.09.1944
Mammach, Erich
* 29.06.1903
† 02.06.1945
Strauch, Rudolf
* 30.07.1865
† 03.04.1945
Tremblay, Eduard
* 06.04.1916
† 1944
politische Verfolgung
Berlinerstr. 26,
13507 Berlin
Alexjenko, Nikolaj
Euthanasie-Opfer
* 12.05.1911
† 10.07.1944
Billerbecker Weg 123 A,
13507 Berlin
Meinhardt, Günter
* 18.10.1905
† 26.03.1943
Schwarz, Gabriele
* 24.01.1924
† 1943
Schwarz, Herta
* 13.09.1897
† 1943
Schwarz, Richard
* 13.11.1885
† 1943
Manke, Wilhelm
* 21.11.1890
† 18.08.1943
politische Verfolgung
Hoppestraße 33,
13409 Berlin
Schmeisser, Herbert
Homosexualität
* 20.10.1902
† 10.01.1941
Hennigsdorfer Straße 17,
13503 Berlin
Hirschbruch, Jenny
jüdische Religionszugehörigkeit
* 09.12.1855
† 23.08.1942
Süderholmer Steig,
13503 Berlin
Weissbach, Rosa
jüdische Religionszugehörigkeit
* 21.02.1882
† 03.05.1940
Wildganssteig 101,
13503 Berlin